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Datum: 31.01.2020

4. Photovoltaik-Netzwerktreffen der Region Heilbronn-Franken

In Kooperation mit dem Solar Cluster Baden-Württemberg, der Energieagentur Main-Tauber-Kreis GmbH und dem Main-Tauber-Kreis fand kürzlich das 4. Photovoltaik-Netzwerktreffen der Region Heilbronn-Franken in Tauberbischofsheim statt. Im Mittelpunkt stand die Freiflächen-Photovoltaik, die von Solarakteuren der Region aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wurde.

„Klimaschutz ist die Aufgabe unserer Zeit“, rief Landrat Reinhard Frank im voll besetzten Sitzungssaal des Landratsamtes dem Teilnehmerkreis aus Solarakteuren, Kreisräten, Bürgermeistern, Gemeinderäten, Mitarbeitern des Landkreises, Firmen, Genossenschaften, Landwirten, Natur- und Umweltschutzgruppen sowie Solarinteressierten zu. Mit der Erzeugung von rund 70 Prozent des Gesamtstromverbauchs aus regenerativen Energien stehe der Main-Tauber-Kreis bereits heute an der Spitze des Landes. „Wenn jeder mitmacht, sind wir im Jahr 2025 bei 100 Prozent erneuerbare Energien“, ermunterte Landrat Frank, selbst Photovoltaik-Botschafter der Region Heilbronn-Franken, alle Teilnehmer. „Dafür brauchen wir mehr Photovoltaik an Gebäuden und auf der Freifläche“.

Thomas Uhland vom Solar Cluster zeigte auf, dass Photovoltaik aktiver Klimaschutz ist. Ein Solarpark mit einer Leistung von zehn Megawatt Peak (MWp) vermeidet aktuell rund 6300 Tonnen Treibhausgase (CO2-Äquivalente). in Deutschland. Grundlage sind aktuellste Zahlen des Umweltbundesamtes. Uhland gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Freiflächen-Photovoltaik in Baden-Württemberg. „Sonnenstrom aus einer Freiflächen-Anlage ist die günstigste Stromerzeugungsform in Baden-Württemberg und ganz Deutschland“, sagte er. „Je größer die Anlage, desto günstiger der erzeugte Strom – und günstigen Strom brauchen wir.“

In einem Vergleich stellte er dar, dass das Nachbarland Bayern im Jahr 2019 bis Oktober mit 764 MWp deutlich mehr Photovoltaik-Freifläche zugelegt hat als Baden-Württemberg mit lediglich 14 MWp. Bayern baue den Sonnenstrom auf der Fläche faktisch 30 Mal schneller aus.

Landwirt Gerhard Kümmerer aus Niederstetten betreibt neben seiner Schweinemast eine eigene Freiflächenanlage. „Mit der Investition in die Freiflächen-Photovoltaik schaffe ich eine sehr gute Basis für die Zukunftsfähigkeit meines landwirtschaftlichen Betriebs“, erklärte er und blickte auf seine zwei Söhne im Publikum. Er erläutert zum einen den Wettbewerbsnachteil durch schlechtere Böden und damit den geringerem Ertrag in den benachteiligten Gebieten, in denen seine Ackerflächen liegen. Zum anderen nannte er die 30- bis 40-fach höhere Flächen-Effizienz der Photovoltaik gegenüber Biomasse und untermauerte dies mit Zahlen aus seinem eigenen Betrieb.

Kümmerer räumte ein, dass eine Freiflächenanlage von der Planung bis zur Realisierung einige Hürden zu bewältigen hat. Er machte dennoch jedem Landwirt Mut, auch kleinere Anlagen selbst zu entwickeln und zu betreiben. „Ich nehme selbst an der Ausschreibung der Bundesnetzagentur teil.“ Die Investition in eine Freiflächenanlage mit circa drei bis vier Hektar könne ein Landwirt selbst stemmen. „Das entspricht der Investition in einen neuen Stall.“

Franziska Janke vom BUND Baden-Württemberg referierte über den naturverträglichen Ausbau der Solarenergie. So besäßen gut geplante Freiflächen-Photovoltaikanlagen an geeigneten Standorten das Potential, eine ökologische Aufwertung der Fläche zu generieren. „Je nach Ausgangslage, zum Beispiel bei intensiv genutzten Ackerflächen, kann mit den richtigen Maßnahmen die Biodiversität deutlich erhöht werden.“ Wenn bei der Planung der Naturschutz berücksichtigt wird und man über vorgeschriebene Mindestanforderungen hinausgeht, kann nach ihren Worten eine erstaunliche Artenvielfalt erreicht werden.

Den Ablauf von der Projektentwicklung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage bis hin zur Realisierung stellte Hans-Georg Pfisterer von der Gesellschaft SolNet dar. Er erläuterte den Teilnehmern die komplexe Planung eines Parks und die stetigen Abstimmungen mit den Genehmigungsbehörden. Auf großes Interesse stießen auch die Informationen bezüglich der neuen Möglichkeit, sehr große Solarparks auch förderfrei zu errichten.

In der abschließenden offenen Diskussion zeigten die Akteure Lösungsansätze aus ihrem jeweiligen Umfeld. Ein Vertreter der Kommunen und Gemeinden stellte heraus, dass die Gesellschaft den Ausstieg aus der Kernkraft beschlossen habe, was auch gut sei. Nun sollten die Kommunen dies mit den Bürgern gemeinsam so vertreten und für die Alternativen einstehen. Die Vertreter einer Bürgerenergie-Genossenschaft schlugen vor, verstärkt gute Beispiele nach außen zu tragen und luden den Landwirt Gerhard Kümmerer direkt in ihre Kommune ein.

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